Montag, 23. April 2012

26 Stunden wach: Tagestrip nach Mallorca

Vergangenen Freitag war es endlich soweit: Ich habe mich auf den Weg nach Mallorca gemacht. Natürlich nicht allein: Conveam, Psycho_vm und Christyan waren auch dabei. Wir trafen uns gegen halb 12 am Flughafen Lübeck, dem kleinsten Flughafen in dem ich jemals war . Eigentlich ist alles so, wie an einem großen Flughafen: Man kommt in eine Eingangshalle mit CheckIn-Schaltern sowie der Sicherheitsabfertigung. Da wir bereits online eingecheckt hatten, besaßen wir bereits unsere ausgedruckten Tickets und konnten direkt durch die Sicherheitsschleuse. Der folgende Raum ist dann allerdings kein Gebäude mehr, sondern ein Zelt :



Ich war zunächst ein wenig überrascht und fand es recht lustig, aber die Atmosphäre reicht durch die ins Zelt hineingebauten Geschäfte "Take & Off" (Duty Free Shop) und "Pressezentrum" (Bücher und Snacks) schon an einen recht kleinen Boardingbereich heran. Es zieht auch nicht und ist nicht kalt, also alles halb so schlimm . Dann allerdings das erste Problem: Das Flugzeug aus Palma hatte Verspätung und würde statt um 13:05 Uhr erst um 15:00 Uhr starten können. Na toll ! Es hieß für uns also: 3,5 Stunden warten... irgendwann ging es dann los und wir konnten ins Flugzeug. Da der Lübecker Flughafen keine richtigen Gates und somit auch keine Passagierbrücken besitzt, läuft man 50 Meter übers Feld zum Gangway. Somit macht Priority-Boarding in Lübeck eigentlich keinen Sinn, wir haben auf diesem Weg nämlich die Priority-Boarding Buchenden überholt .

Das Ryanair-Flugzeug macht dann einen guten Eindruck (die werden übrigens von Lufthansa gewartet), man hat freie Platzwahl, wenn man nicht kostenpflichtig reserviert hat. Da dieser Flug nur zu geschätzten 2/3 ausgebucht war, macht das aber nichts und man kann sich in Ruhe seinen Fensterplatz suchen . Von innen unterscheidet sich die Boing 737-800 dann aber deutlich von anderen Flugairlines, mit denen ich bislang gereist bin: Es gibt keine Netze für Boardmagazin, Brechtüten, etc. und die Rückseiten der Lehnen sind aus grellgelbem Plastik. Ich muss allerdings anmerken, dass ich die Idee, die Sicherheitshinweise auf die Lehnen zu kleben, wirklich gut finde. Dann muss man im Falle eines Falles nicht erst den Flyer im (nicht vorhandenen) Netz suchen. Die Gepäckklappen sind ebenfalls gelb und mit Werbeangeboten beklebt. Bei uns waren es kostengünstige Handgepäckstücke und Kärnten als Urlaubsort.


Dann ging es endlich los, die Route führte uns über Frankfurt und Marseille. Unter uns gab es ein paar, aber nicht zu viele Wolken und so konnte ich auf dem Hinflug die Werbeangebote und kostenpflichtige Verpflegung ignorieren und die Aussicht genießen:




Auf dem ersten Foto sieht man Montreux am See "Lac Léman", auf dem zweiten Marseille mit den beiden markanten Inseln "Les Îles" und als drittes Foto schon Mallorca.

Palma de Mallorca begrüßte uns dann mit 20°C und Sonnenschein mit etwas Wind. Trotz zweistündiger Verspätung machten wir uns direkt auf zum Event, wo sogar noch ein paar Cacher auf uns warteten. Sie hatten ein eigenes Logbuch signiert und uns sogar Kunst aus Sand hinterlassen:


Nach ein wenig Plausch ging es dann gemeinsam zum nächsten Cache. Inzwischen war es 19 Uhr, aber die Sonne schien weiterhin. Meine Jacke brauchte ich nicht und verstaute sie im Rucksack. Die gemeinsame Suche nach dem Quadmaster of Mega hat Spaß gemacht und wir wurden sogar fündig. Ganz schön muggelig mitten in Palma! Danach mussten wir natürlich die Kathedrale der Heiligen Maria, das Wahrzeichen von Palma aufsuchen. Hier gibt es einen Earthcache und einen Tradi zu finden. In der Abendsonne ist "la seu" wirklich imposant und schön, absolut empfehlenswert!


Sehr zu empfehlen ist auch ein kleiner Italiener inmitten der Innenstadt von Palma: Restaurante Vecchio Giovanni. Dort haben wir sehr fürstlich zu Abend gegessen - ich hab noch nie eine so leckere original italienische Pizza Prosciutto et Funghi mit Knoblauch gegessen! Preislich war das Restaurant wirklich gut, meine Pizza hat rund 10 EUR gekostet, die 0,2 Liter Coke 2 EUR. Eigentlich wollten wir in den ersten Supermarkt laufen und uns mit Getränken eindecken, aber wir haben erst kurz vor Mitternacht einen witzigen chinesischen Alles-Mögliche-Laden gefunden und dort dann 2 Liter Coke für 2 EUR gekauft . Zwischendurch wurden natürlich ein paar Dosen gefunden - oder auch nicht. So waren wir zum Beispiel beim Tradi Es Baluart, der auf einer öffentlichen Terrasse mit wundervollem Ausblick über Palma versteckt ist, und haben ihn nicht finden können . Trotzdem lohnenswert, weil der kostenlose Ausblick wirklich schön ist .


Da wir kein Hotel gebucht hatten, wurde es eine lange Nacht, allerdings mit nicht allzu vielen Dosen. Das machte nichts, denn wir hatten trotzdem viel Spaß in Palma. Allein der Beschluss, zum Flughafen zurück zu laufen (in die Stadt waren wir mit dem Bus gefahren, der fuhr nachts jedoch nicht mehr), um die Taxikosten zu sparen, war leicht irrwitzig. Andererseits ist es sogar schön, nachts um 2 Uhr am Strand entlang durch die Vorstadt Palmas zu spazieren. So waren die 5 Kilometer Fußweg gar nicht so endlos, wie befürchtet - wenn man denn das richtige Schuhwerk anhatte . Da wir dann allerdings trotz TomTom und OSM Topo Spanien nicht in der Lage waren, den Fußgängerzugang zum Flughafen zu finden und ich nicht entlang der Autobahn / Schnellstraße laufen wollte, wurden die letzten 2 km zum Flughafen-Haupteingang mit einem Taxi bewältigt. So kostete es dann nur 2 EUR pro Person und war meiner Meinung nach erheblich sicherer . Um halb 5 morgens kamen wir so also am Flughafen Palma an, der Flug ging planmäßig um 7:05 Uhr Richtung Lübeck. Inzwischen waren wir ziemlich müde, allerdings ist das Schlafen in einem Ryanair-Flugzeug schlichtweg unmöglich ! Zuerst kommen die Sicherheitsanweisungen, was ich noch voll und ganz verstehen kann. Dann geht's allerdings los: Eine Durchsage, dass jetzt heiße und kalte Getränke sowie Snacks bestellt werden können, gefolgt von schrillen Stimmen der Flugbegleiterinnen, die "Hot Coffee, Hot Tea" kreischen. Dann eine Durchsage, dass jetzt Lotteriescheine gekauft werden können, Kinderhilfe usw. Natürlich laufen auch danach die Flugbegleiterinnen durch den Gang und fragen lautstark nach Interessenten für die Lose. Außerdem gibt es noch Parfum im Bord-Shop für bis zu 65% geringeren Kaufpreis und eine zweite Hot Coffee-Runde . Jedes vermalledeite Mal bin ich wieder hochgeschreckt aus meinem Nickerchen .

Zum Abschluss gibt es bei pünktlicher Ankunft dann noch ein Highlight: Eine Fanfare ertönt, gefolgt von einer Laufbanddurchsage von wegen "Herzlichen Glückwunsch, Sie sind mit einem Ryanair-Flugzeug geflogen, das pünktlich ankam. Über 90% der Ryanair-Flüge 2011 waren pünktlich. Ryanair ist ganz toll" (den genauen Wortlaut kann ich auf Grund von Übermüdung und Halbschlaf leider nicht wiedergeben ). Das war allerdings schon wieder lustig. Außerdem ist noch bemerkenswert, dass niemand geklatscht hat. Liegt das jetzt an Ryanair oder am Fortschreiten der Jahre? Bei meinen bisherigen Flügen haben bislang immer einige Leute geklatscht und auf dem Hinflug nur Conveam und Psycho_vm, auf dem Rückweg gar niemand . Ich bin positiv überrascht .

Eigentlich war der Kaffefahrt-ähnliche Flug mit Ryanair ja gar nicht so schlimm. Sofern man nicht schlafen möchte, kann man die Ansagen eigentlich ziemlich gut ignorieren. Will man beim Fliegen allerdings seine Ruhe, muss man schon mehr Geld ausgeben. Aber für 14,99 EUR pro Flug kann man wirklich nicht meckern. Wir sind ja immer noch in Europa und die Flugzeuge machten einen sehr guten Eindruck. Natürlich ist das Personal nicht so freundlich wie bei teureren Flügen und nur die Toilettennutzung und ein Sitzplatz frei nach Wahl sind im Preis inbegriffen, aber was möchte man mehr? Ich fand diesen Kurztrip trotz Schlafmangel und 19 Kilometern zu Fuß wirklich witzig. Dass wir dabei nur 6 Geocaches gefunden haben, ist halb so schlimm. Die Geocache-Dichte ist in Palma eben nicht so hoch wie in Oslo, das wussten wir aber vorher. Hauptsache wir hatten Spaß!

Insgesamt waren wir übrigens ca. 26 Stunden wach - davon 13 Stunden, nämlich von 18 bis 7 Uhr auf spanischem Boden. Ein wenig irre, aber sehr günstig und empfehlenswert für alle, die kein Problem mit wenig Schlaf haben .

13 Kommentare:

  1. Es war sehr, sehr genial! Abgesehen davon, dass ich den Fußmarsch zum Flughafen bis auf den letzten Abschnitt im Nachhinein absolut lohnend fand (man sah dann doch noch einiges von Malle, die Temperaturen waren gut und was gibt es schöneres, als nachts um drei am Strand längszulaufen), kann ich deinem Bericht nichts mehr zufügen und ich hoffe, man kann sowas in der Art mal in der Gruppe wiederholen!

    Gruß
    Conveam

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  2. Moin moin,

    ein sehr schöner Artikel. Ich kann mich den Worten von Conveam nur anschließen und freue mich schon auf den nächsten irren Trip mit euch :)

    Danke an euch...

    Greetz

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  3. Ach ja, wir naturliebenden Geocacher, mal für nen halben Tag mit dem Flieger nach Malle jetten...

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  4. "Lac Léman" ist gut... Genfer See wäre bekannter gewesen.

    Da unten bei Montreux habe ich von 11/2010 bis 02/2011 gearbeitet. Die Strecke Lausanne - Genf war meine Hausstrecke.

    *** ALLF ***

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    1. So gab es hier eben noch ein wenig Allgemeinbildung ;)
      Ich war leider noch nie in Genf und bin daher einfach auf Google Maps die Strecke abgegangen, auf der Suche nach Satellitenbildern, die zu meinen Fotos passen. Und da stand eben Lac Léman drauf *g*

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  5. @ Anonym Apr 24 01:36 AM: Grüne-Bundestagsabgeordnete wie Manuel Sarrazin fliegen für ein Fußballspiel nach Schottland und glauben, durch Zahlung eines Geldbetrages, den man sich bei 12.000 Euro monatlich auch leisten kann, sei alles ok. Dann dürfen ein paar GC aus HH auch mal schnell nach Malle.

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    1. Genau! Und abgesehen davon fliegt "mein" Flugzeug nicht nur für mich. Das war ein Linienflug, der so oder so jede Woche von Lübeck nach Mallorca bzw. zurück fliegt. Die ganze Sache wurde allerdings schon im Post "Auf nach Malle!" diskutiert.

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    2. Ja gut - aber man muss dennoch sagen, dass (Linien-)Flüge nur per Nachfrage eingesetzt werden. Wir sind ja auch Nachfrage gewesen. Wenn eine Pizza zu selten gekauft wird, wird sie auch nicht mehr produziert... . Aber insgesamt sehe ich es genauso. Es gibt Leute, die deutlich öfter fliegen und dabei weniger für die Umwelt machen. Hat alles zwei Seiten.

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    3. Natürlich, aber sollten wir dann nicht eher damit anfangen, keine frischen Früchte vom anderen Ende der Welt zu kaufen? Oder nicht mehr jeden Tag mit dem Auto zur Arbeit pendeln? Ich bin ziemlich sicher, dass hier niemand den ersten Stein werfen könnte...

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    4. Es ist halt die Frage, was das Ziel ist, denn die Ressourcen, die man verbraucht, sind die Summe aus allem. Sprich: Selbst, wenn ich mit dem Auto zur Arbeit fahren würde, macht es den Flug nicht besser. Aber ist schon was dran - den gewaltigen Unterschied macht es wohl nicht mehr.
      Wirklich ändern wird sich eh nichts, bevor es wirklich wirklich nicht mehr anders geht - und wenn wir Glück haben, erleben das erst unsere Nachfahren.

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    5. Ich meinte ja das genaue Gegenteil: Ich fahre Fahrrad und mit dem Zug zu meinen Eltern / Freunden. Dann liege ich im Vergleich zu anderen Menschen bei einem viel geringeren CO2-Ausstoß und darf auch mal fliegen, wogegen Pendler ihr "Guthaben" so schon verpulvern. Ich kaufe beispielsweise auch keine frischen Südfrüchte oder gebe lieber ein paar Cent mehr für Gemüse aus der Region aus usw. Aber damit schwenkt die Thematik ja um zur tragedy of the commons und aus der Nummer kommen wir wohl leider eh nicht mehr raus.

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  6. Wir freuen uns, wenn euch der Flug von und nach Lübeck Spaß gemacht hat und unser Flughafen euch gefallen hat.
    Wenn Ihr Tipps, Fragen oder Vorschläge habt, was wir besser machen können, wendet euch einfach an info@flughafen-luebeck.de

    Euer Team vom Flughafen Lübeck

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    1. Lübecks Flughafen ist zwar klein, aber fein. Der nächste Trip ist schon in Planung! :)

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